In der Politikwissenschaft gibt es bekanntlich keine unwiderlegbaren Gesetze und Wahrheiten, wie es sie in der Mathematik oder den Naturwissenschaften gibt, aber es gibt einige Theorien, die solchen Gesetzen schon sehr nahekommen. Eine davon lautet: „Demokratien führen keine Kriege miteinander“. Helmut Schmidt nahm die wirtschaftliche Dimension mit auf und tat den bekannten Ausspruch: „Wer miteinander Handel treibt, schießt nicht aufeinander“. Ähnlich und auf den ersten Blick vielleicht etwas zum Schmunzeln die Aussage des Journalisten Thomas Friedmann: „Es gab noch nie einen Krieg zweier Länder, in denen es einen McDonalds gibt“. Nun ja, seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine ist alles anders: Wie umgehen mit jemanden wie Putin, der eindeutig völkerrechtswidrig handelt? Wie umgehen mit der Diskussion, ob es sich nun um einen Bündnisfall handelt oder nicht? Wie umgehen mit der latenten Bedrohung an Europas Grenzen? Wie umgehen mit Vermittler*innen, die ebenfalls nicht ganz auf demokratisch festem Boden stehen? Die Politik sucht und ringt um Antworten – im nationalen, aber auch im europäischen und internationalen Kontext. Die Wissenschaft sucht nach Erklärungen, wie das aktuelle Zeitgeschehen sinnvoll in vorhandene Theorien eingebettet werden kann. Und die Gesellschaft? Also wir – jede*r einzelne von uns? Wie gehen wir damit um? Mit einer Welt, die für uns in Deutschland – im Herzen Europas – so sicher schien? Mit Diskussionen um Rüstungsexporte, Aufstockung des Bundeswehretats und die Frage, wie wehrhaft – und zwar im klassischen, nämlich militärischen Sinne – Deutschland und seine Verbündeten tatsächlich sind? Und hier schließt sich die nächste Frage schon an: Wer sind eigentlich unsere Verbündeten: zählen alle EU-Länder dazu? Was passiert in der NATO? Was in der UN? Funktionieren alte internationale Zusammenschlüsse aus dem Kalten Krieg auch in der neuen Welt und nach der von Scholz so benannten „Zeitenwende“? Welche neuen Player (China?) treten auf dem internationalen (Ver-) Handlungsparkett auf?
Im vergangenen Herbst dann ein neuer Schock: Der Konflikt in Israel und Palästina kocht wieder hoch – und zwar mit voller Wucht. Der Nahe Osten – zu Recht immer wieder als „Pulverfass“ bezeichnet – ist als politisches Konstrukt mit verschiedenen Konfliktlinien zwischen diversen überlagernden Themen (Religion, ethnische Zugehörigkeit, Zugang zu Wasser, Armut, Rechtstaatlichkeit, Frauenrechte, …) ein höchst komplexes und sehr schwer zu durchschauendes Feld. Hinzu kommt in der Auseinandersetzung mit Israel unsere deutsche Geschichte und die damit verbundene Verantwortung. Was ist berechtigte Kritik, z. B. an israelischer Siedlungspolitik? Wo beginnt Antisemitismus? Und auf welchem schmalen Grat bewegen wir uns, wenn wir den Schutz des Staates Israel als Staatsräson verstehen und gleichzeitig das Leid der vielen Palästinenser*innen anerkennen und beenden wollen?
Wenn ihr die letzten Zeilen noch einmal überfliegen, fällt euch bestimmt die fast inflationäre Verwendung von Fragezeichen auf. Ja, ich stelle hier mehr Fragen als das ich Antworten geben kann. Weil ich eben keine Antworten geben kann. Unsicherheit begleitet auch mich durch meinen Alltag. Und so wie mir geht es vielen Menschen – im Besonderen wahrscheinlich den jungen. Wie können wir also mit Unsicherheit umgehen? Mir hilft: Wissen – sich informieren! Welche unterschiedlichen Aspekte des Themas sind wichtig? Welche Meinungen gibt es dazu? Wie ist die Geschichte der Konflikte? Welche Akteure und Interessen spielen eine Rolle? Welche Auswirkungen gibt es auf andere Teile der Welt? Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es und wie kommen wir dorthin? Ihr seht: wieder viele Fragen, die sich nach Antwort sehnen. Als Jugendliche habe ich im Ludwig-Windthorst-Haus als Stipendiatin der Ludwig-Windthorst-Stiftung (kurz: Luwis) einen Ort gefunden, eben solche Antworten zu finden, unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen und zu diskutieren, um sich im Anschluss eine Meinung bilden zu können. Heute bin ich als Arbeitskreisleiterin verantwortlich, den Luwis genau solch einen Raum zur Wissensaneignung und Diskussion – und zwar überparteilich – zu bieten. Ganz aktuell beschäftigen wir uns nämlich genau mit dem angerissenen Thema: Krieg und Frieden. Auf verschiedenen Veranstaltungen laden wir Menschen mit Expertise ein und diskutieren über die verschiedenen Aspekte und Meinungen. Aber am meisten leben die Luwis vom Austausch untereinander. Wenn du also Lust hast, mit anderen interessierten jungen Menschen über aktuelle Themen zu diskutieren und so vielleicht eigene Unsicherheiten zu reduzieren: Herzlich Willkommen bei den Luwis! Lerne den Arbeitskreis auf dem Einführungswochenende vom 24.-25. Februar 2024 kennen und entscheide im Anschluss, ob du weiter dabei bleiben möchtest. Interesse geweckt? Dann melde dich gerne bei mir: Veronika Schniederalbers (Mail: schniederalbers@lwh.de, Anruf oder WhatsApp: 0171-9182124). Weitere Informationen zur Stiftung und zum Arbeitskreis auf www.ludwig-windthorst-stiftung.de.
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Über die Autorin:
Veronika Schniederalbers ist Studienleiterin für politische Jugendbildung im LWH. Mehr Informationen zu Frau Schniederalbers finden Sie hier.