Ausländische Fachkräfte - Willkommen auf Deutsch

Im Newsletter der Zeitschrift Altenpflege wurde im März 2022 auf eine Befragung von 109 philippinischen Pflegekräften aufmerksam gemacht. Das Ergebnis war verheerend. Ein Großteil der Befragten fühlte sich in ihren Einrichtungen nicht willkommen und sah sich in ihrer fachlichen Qualifikation abgewertet. Da läuft offenkundig etwas schief in den deutschen Bemühungen um ausländische Fachkräfte.

Dennoch werden wir den aktuellen Fachkräftemangel ohne ausländische Fachkräfte nicht bewältigen können. Seit Jahren ist er Thema in den Einrichtungen und Betrieben und seit der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine mit seinen Folgen hat sich das Problem noch deutlich verschärft.

Was ist also zu tun?

Die aktuelle Regierung hat Ende November die Eckpunkte für ein Gesetzt zur Fachkräfteeinwanderung vorgestellt. Anfang 2023 soll es dem Parlament zur Abstimmung vorgelegt werden. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil spricht vom Ziel, das modernste Einwanderungsrecht in Europa zu gestalten. Dabei soll u.a. die Anerkennung von Berufsabschlüssen aus den Herkunftsländern vereinfacht werden. Ein sicher längst überfälliger Schritt, der auch für viele, gut ausgebildete Pflegekräfte ein wichtiges Signal ist.

Doch was verbirgt sich an Erfahrungen hinter der Aussage, sich nicht willkommen zu fühlen? Was können Einrichtungen und Betriebe unternehmen, um diese Erfahrung in ein „sich willkommen fühlen“ zu verändern.

Die deutsche Kultur und Mentalität, die sich zwangsläufig auch am Arbeitsplatz widerspiegelt, ist für viele ausländische Mitarbeitende - gerade aus den asiatischen und lateinamerikanischen Ländern- eine echte Herausforderung. Das betrifft u.a.auch die oft direkte und unverblümte Art, Kritik zu äußern. Damit ausländische Mitarbeitende erfolgreich integriert werden können ist oft mehr notwendig als gute Sprachkenntnisse und die rasche Anerkennung von Berufsabschlüssen.

Seit inzwischen 10 Jahren konnte ich hier im LWH, Erfahrungen mit der kulturellen Integration von ausländischen Fachkräften sammeln. Angefangen mit ausländischen Assistenzärzten bis hin zu unserer aktuellen Kooperation mit dem Wirtschaftsverband Emsland. Bei dem Projekt „Perspektive Emsland“ – gefördert durch Mittel vom Eeuropäischen Sozialfonds - geht es um Auszubildende aus Paraguay mit mennonitischer Herkunft. Sie machen ihre Ausbildung in unterschiedlichsten Betrieben hier im Emsland. Die Auszubildenden sprechen, aufgrund ihrer Herkunft oft sehr gut Deutsch, trotzdem ist das Leben in Deutschland für sie sehr fremd.

Das Projekt ermöglicht eine enge Begleitung durch die Projektleitung. Michaela Bergen kommt ebenfalls aus Paraguay und unterstützt die Auszubildenden bei der notwendigen Bürokratie, der Wohnungssuche und hat den Kontakt zu den Ausbildungsbetrieben.

Hier im LWH treffen sich die Azubis in regelmäßigen Abständen zu einzelnen Modulen. Neben einem Azubi-Coaching geht es vor allem um die kulturelle Integration. Wie ticken die Menschen im Emsland, auf welche kulturellen Eigenheiten treffen sie hier und wie ist der praktische Alltag zu bewältigen. 2019 sind die ersten Auszubildenden angekommen und haben bereits- trotz den Herausforderungen der Pandemie- ihre Ausbildung erfolgreich beendet.

Der Arbeitsmarkt in Deutschland erlebt zurzeit einen Paradigmenwechsel. Mussten sich Mitarbeitende früher an die Bedürfnisse des Betriebes oder der Einrichtung anpassen, ist jetzt der umgekehrte Trend sichtbar. Die Betriebe müssen sich ihren neuen Mitarbeitenden anpassen. Das betrifft auch die Akquise von ausländischen Fachkräften. Hier gilt es neben der beruflich-fachlichen Integration auch weiterführende Unterstützung anzubieten, damit Deutschland für sie eine 2. Heimat werden kann, in der sie sich willkommen fühlen.

 

 

 

Über die Autorin:

Maria Brand ist Germanistin. Im LWH ist sie Studienleiterin im Bereich Kukltur, Gesundheit und Kommunikation. Mehr Informationen zu Frau Brand finden Sie hier.