Friedensreiter: "Verbindung von Staat und Religion ist toxisch"

Michael Wolffsohn: „Die Verbindung von Staat und Religion ist für die Religion toxisch.“ Wenn sich staatliche Akteure der Religion annähmen und diese instrumentalisierten, "geht die Ethik meisten verloren.“

In der aktuellen Ausgabe des Podcasts Friedensreiter ist der Historiker Prof. Dr. Michael Wolffsohn‬ zu Gast. Dabei geht es um die "feindliche Nähe" von Religionen in der Geschichte der internationalen Politik - also das Miteinander von Islam, Judentum und Christentum, mithin um die Bedeutung der Religion als Faktor in der internationalen Politik und im staatlichen Handeln und um die konkreten Auswirkungen auf die Konflikte im Nahen Osten und der Ukraine. 

Mit Blick auf die aktuellen Krisenherde spricht er von der heutigen Staatenwelt als eine “Misskonstruktion”, weil die staatlichen Grenzen nicht deckungsgleich seien mit den Bevölkerungsgrenzen - das sei ein ständiger Konfliktherd. Mit Blick auf eine mögliche Friedens-Initiative von US-Präsident Donald Trump gibt sich Wolffsohn pragmatisch: „Ob die sich abzeichnende Friedenslösung gut ist bleibt abzuwarten. Aber da zitiere ich die Bremer Stadtmusikanten: Etwas Besseres als den Tod finden wir allemal. Etwas Besseres als den Krieg findet man allemal. Also das sind doch Fragen die einen umtreiben müssen. Nicht die Frage, ob Trump unausstehlich ist. Ist er unmöglich? Ja, ist er.!Aber das dieser furchtbare Mensch eine total absurde Situation zumindest teilweise entabsurditiert, das bedeutet doch für den normale Menschen, den normalen Politiker eine Bankrotterklärung.“

Friedensreiter ist der gemeinsame Podcast des Instituts für Theologie und Frieden (ithf) in Hamburg und des Ludwig-Windthorst-Hauses (LWH). Dr. Jochen Reidegeld, komm. Leiter des ithf und Marcel Speker, Direktor des LWH, beleuchten in ihm aktuelle Themen der internationalen Politik aus friedensethischer Perspektive - mal zu zweit miteinander und mal gemeinsam mit Expertinnen und Experten.